Von der Holzschiene zum VACOped XELGO: Eine kurze Geschichte der Fußorthese
11. Feb, 2025Schienen haben in der Versorgung verletzter Gliedmaßen eine lange Geschichte und Tradition, bereits die alten Ägypter fertigten schon vor 5000 Jahren Schienen aus Palmenrinde und Tuchbandagen.1 Diese frühen Schienen dienten vor allem dazu, Frakturen zu stabilisieren und deren Heilung zu fördern. Im Mittelalter gab es dann bereits Schienen und Bandagen, die immer individueller angepasst werden konnten, aber immer noch so instabil waren, dass Patienten mit Bein- oder Fußfrakturen das Bett hüten mussten.
Von der Holzschiene zum Gips
Nachdem über viele Jahrhunderte Schienen aus Holz oder Metall in Verbindung mit Bandagen verwendet wurden, nahm die Entwicklung erst Mitte des 19. Jahrhunderts wirklich an Fahrt auf: Der niederländische Arzt Antonius Mathijsen erfand den ersten Gipsverband, den er im Lazarett von Haarlem (NL) entwickelte und bei der Behandlung von Soldaten erprobte und einsetzte.
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Eine niederländische Briefmarke aus dem Jahr 1941 zeigt das Portrait des Arztes Dr. Antonius Mathijsen (1805-78), Schiffschirurg und Erfinder des Gipsverbandes. Mathijsens Gipsverband bestand aus Baumwoll- und Leinenbinden, Gipspulver und Wasser und konnte durch einfaches Anfeuchten wieder entfernt werden. Er war allen bisherigen Schienenkonstruktionen an Kompaktheit, Stabilität und Leichtigkeit weit überlegen. Mit diesen ersten Gipsverbänden war es erstmals möglich, Knochenbrüche ambulant zu behandeln.2
Ein weiterer großer Schritt wurde Ende der 1960er Jahre durch die Beimischung von Kunststofffasern mit Kunstharz in den Gips vollzogen, die neuen Produkte wurden erstmals als Kunststoffgips oder Cast(verband) eingesetzt. Im Vergleich zum normalen Gipsverband zeichnen sie sich durch eine schnellere Aushärtung, ein geringeres Gewicht und wasserabweisende Eigenschaften aus.
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Abb.: Methoden der Ruhigstellung von Beinverletzungen von der Antike bis heute
Vom Gips zur Orthese
Im Laufe der Jahre zeigte sich, dass der Gips zwar gut für die Knochenheilung, aber schlecht für die Muskulatur und die Beweglichkeit der Gelenke war. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde daher die vollständige Ruhigstellung verletzter Gliedmaßen zunehmend in Frage gestellt. Neuere Untersuchungsmethoden brachten ans Licht, dass eine längere Ruhigstellung die Knochenheilung zwar positiv beeinflusst und beschleunigt, aber auch negative Folgen haben kann:
- Die Muskulatur baut sich rasch ab.
- Die Beweglichkeit der Gelenke verschlechtert sich, es kann sogar zu Versteifungen kommen.
- Das Thromboserisiko kann sich erhöhen.3
Diese Erkenntnisse haben in der Fachwelt zu einem Umdenken geführt: Weg von der kompletten Ruhigstellung, hin zu flexibleren Lösungen, den so genannten Fußorthesen. Vor diesem Hintergrund beschlossen drei Pioniere aus dem oberbayerischen Valley, eine Fußorthese zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, die schon bald zum Behandlungsstandard in der Orthopädie werden sollte: der VACOped!
Die 90er Jahre bis heute und die Evolution des VACOped
Die drei OPED-Gründer Andreas Haßler, Ingenieur und Skischuhentwickler, Prof. Dr. Peter Habermeyer, Facharzt für Chirurgie und Orthopädie, sowie der Unternehmer Stephan Habermeyer schlossen sich 1992 zusammen und entwickelten den ersten VACOped, eine innovative Fußorthese, die Ruhigstellung mit kontrollierter Bewegungsfreiheit verbindet.
Schon kurz nach seiner Markteinführung setzte der VACOped neue Maßstäbe in der Versorgung von Bein- und Fußverletzungen. Er vereinfachte die Arbeit in den Kliniken und verbesserte die Behandlungsqualität sowie die Therapieergebnisse erheblich. Der Schlüssel dazu lag in der revolutionären OPED-Vakuumtechnologie: Die mit kleinen Kügelchen gefüllten Inlays konnten mit Hilfe einer Vakuumpumpe individuell an die Fußform angepasst und fixiert werden. Das Ergebnis war eine sichere Ruhigstellung ohne Druckstellen - ein großer Fortschritt gegenüber den unflexiblen, wattierten Pads der damaligen Zeit.
Der VACOped mit Vakuumpumpe bot aber schon damals mehr als nur Komfort. Er ermöglichte von Anfang an eine kontrollierte Bewegungsfreigabe, zum Beispiel bei Achillessehnenverletzungen. Zunächst konnte der Fuß in Spitzfußstellung gebracht werden, um die Sehne optimal zu entlasten und die Heilung zu fördern. Mit fortschreitender Heilung konnte der Bewegungsumfang schrittweise erweitert werden, bis die volle Funktionalität wiederhergestellt war.
Die Möglichkeit der kontrollierten Mobilisierung hatte entscheidende Vorteile: Sie verminderte den Muskelabbau, förderte die Durchblutung und beugte Gelenkversteifungen vor. Im Vergleich zum Gips bot bereits der erste VACOped zudem die Möglichkeit, ihn für die ersten Übungen oder die Nachbehandlung abzunehmen. So blieb die Muskulatur auch während des Heilungsprozesses aktiv und beweglich.
Abb.: VACOped-Historie: Vom ersten VACOped aus den 90er Jahren bis zum VACOped XELGO (alle Fotos Eigentum der OPED).
Neue Ära mit VACOped XELGO: Bessere Passform, besseres Handling und weniger Kunststoff
OPED hat sich jedoch nie auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht, sondern sich ständig neu erfunden und weiterentwickelt. Neben einer Vielzahl unterschiedlicher Orthesenmodelle, Bandagen und anderer Hilfsmittel wurde auch der VACOped im Laufe der Jahre immer wieder verbessert und modernisiert. Ein bedeutender Meilenstein war 2023 die Einführung des innovativen XELGO-Inlays, das die optimale Anpassung des VACOped an die individuelle Fußform des Patienten noch einmal deutlich vereinfacht. Das spart nicht nur Zeit beim Anlegen, sondern auch bei der Einweisung der Patienten. Innovative Materialien sorgen für eine noch bessere Atmungsaktivität und verhindern einen Wärmestau in der Orthese. Ein weiterer Pluspunkt ist der damit verbundene Wegfall der Vakuumpumpe, wodurch der Einsatz von Kunststoff reduziert werden konnte. Überhaupt hat sich in Sachen Umweltschutz bei OPED viel getan: Heute werden die Kunststoffteile des VACOped wiederverwertet und tragen so zur Reduzierung von Kunststoffabfällen bei.
Fazit
Von den Schienen der alten Ägypter bis zum VACOped XELGO hat sich viel getan und die Entwicklung hört hier nicht auf. Wir bei OPED glauben, dass die Zukunft der orthopädischen Versorgung in der Integration neuester Materialien und digitaler Technologien liegt. Intelligente, umweltfreundliche Materialien machen moderne Orthesen nicht nur funktionell besser, sondern auch nachhaltiger. Digitale Sensoren und intelligente Apps können Heilungsverläufe immer besser überwachen und Patienten gezielt bei der Rehabilitation unterstützen.
Quellenangaben
1Colton, C. (1980). Geschichte der Osteosynthese. In: AO-Instrumente und -Implantate. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79625-8_2
2Antonius Mathijsen and Plaster Casts. Afshar, Ahmadreza et al., Mayo Clinic Proceedings, Volume 92, Issue 5, e83
3medizin&technik 2024. Vom Gipsverband bis zur Orthese
Abbildungsnachweise
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