Schnellere Abschwellung mit Intermittierender Impulskompression (IIK) kann Deckungsbeitrag steigern
09. Apr, 2024Es gibt mehrere Gründe, warum komplexe Gelenkfrakturen, wie z.B. Sprunggelenksfrakturen, oft zu starken und langanhaltenden Schwellungen führen. Zunächst werden durch das Trauma Entzündungsmediatoren freigesetzt, wodurch es zu einer Flüssigkeitsansammlung im verletzten Bereich kommt. Durch verlagerte Knochenfragmente kommt es außerdem zu einer Weichteilkompression. Dadurch verstärkt sich der Druck und die Schwellung im Bereich des verletzten Gelenks weiter. Starke Schwellungen können jedoch die chirurgische Behandlung verzögern, eine präzise Operation erschweren und das Komplikationsrisiko, wie z.B. Infektionen, erhöhen.
Die Intermittierende Imulskompression (IIK), eine Weiterentwicklung der Intermittierenden Pneumatischen Kompression (IPK), ist eine effektive Möglichkeit, eine schnellere Abschwellung und Operationsfähigkeit zu erreichen. So konnte bereits in der VIT-Studie von Schnetzke et al.1,* aus dem Jahr 2021 gezeigt werden, dass die IIK bei komplexen Sprunggelenksfrakturen im Vergleich zur klassischen Hochlagerung zu einer schnelleren Abschwellung und einer kürzeren Wartezeit bis zur Operationsfähigkeit führen kann. In der vorliegenden Kosteneffizienzstudie von El Barbari et al.2 aus dem Jahr 2023 wurde anhand von Finanzdaten des BG Traumazentrums Ludwigshafen untersucht und berechnet, ob die IIK neben dem physiologischen auch einen ökonomischen Nutzen hat.
Studienaufbau
Um die Kosteneffizienz der IIK-Therapie mit VADOplex* zu untersuchen, wurden die klinischen Daten mit den Finanzdaten der behandelnden Klinik verglichen. Im Einzelnen handelte es sich um die Behandlungs- und Abrechnungsdaten von 39 Patienten mit komplexen Sprunggelenksfrakturen, die im Jahr 2018 im Rahmen der VIT-Studie behandelt wurden. Die Kosteneffizienz wurde anhand der Erlöse, Kosten und des Deckungsbeitrags der eingeschlossenen Fälle bestimmt. Der primäre Endpunkt war der Deckungsbeitrag, d.h. die Differenz zwischen den erzielten Erlösen und den entstandenen Kosten.
Abb.: Bereits mit dem ersten mit IIK behandelten Patienten wurde, nach Abzug der Behandlungskosten, ein Nettogewinn von ca. 600 € erzielt. Mit zunehmender Patientenzahl stieg der Nettogewinn pro Patient weiter an und erreichte bei 10 Patienten ca.1.800 €.**
Ergebnisse
Zwischen den beiden Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede bei der Gesamtverweildauer in der Klinik und den Gesamteinnahmen. Es gab jedoch Kosteneinsparungen in der IIK-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe aufgrund von 20 % weniger Revisionen, einer kürzeren durchschnittlichen Operationszeit (50 Minuten) und 7 Stunden weniger notwendiger Anwesenheit von medizinischem Personal. Diese Einsparungen führten zu einer durchschnittlichen Kosteneinsparung von 2.200 € (95 % CI [850; 5200]). Dieser Unterschied in den Gesamtkosten ist nicht signifikant, aber dennoch relevant.
Infolge dieser Einsparungen erzielte die IIK-Gruppe auch einen besseren Deckungsbeitrag: relativ besser in der Intention-to-treat-Analyse (2.900 € gegenüber 900 €, p=0,073) und sogar signifikant besser in der As-treated-Analyse (3.600 € gegenüber 700 €, p=0,008) im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Ein auf den vorliegenden Daten basierendes Extrapolationsmodell ergab, dass die IIK-Therapie bereits beim ersten behandelten Patienten einen Nettogewinn von ca. 600 € erzielen kann. Nach der Behandlung von 10 Patienten und der vollständigen Amortisation des IIK-Gerätes wird ein konstanter Nettogewinn von ca. 1.800 € pro Patient erreicht (einschließlich Gerätewartung und Kosten für Fußpads).
Schlussfolgerungen
- Die Studie ergab, dass es keinen Unterschied in den Einnahmen pro Patient gibt, unabhängig davon, ob die Patienten mit der IIK-Therapie oder konventioneller Hochlagerung behandelt wurden.
- Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Kosten pro Patient durch die Reduzierung der Verweildauer, des Zeitaufwands des medizinischen Personals, der Medikamente und der Nutzung der Krankenhausinfrastruktur deutlich gesenkt werden konnten.
- Die IIK-Therapie kann somit den Deckungsbeitrag bei der Behandlung komplexer Sprunggelenksfrakturen erhöhen.
- Schon bei geringer Anwendung kann die IIK-Therapie sowohl zu kürzeren Behandlungszeiten für den Patienten als auch zu Kosteneinsparungen für die Klinik führen.
Quellenangaben
1 Schnetzke, M., El Barbari, J., Schüler, S., Swartman, B., Keil, H., Vetter, S., Gruetzner, P. A., & Franke, J. (2021). Vascular impulse technology versus elevation for the reduction of swelling of lower extremity joint fractures: Results of a prospective randomized controlled study. The Bone & Joint Journal, 103-B(4), 746–754. https://doi.org/10.1302/0301-620X.103B4.BJJ-2020-1260.R1
2 EL Barbari, J. S., Schnetzke, M., Swartman, B., Grützner, P. A., & Franke, J. (2023). Analysis of the cost-efficiency of the vascular impulse technology (VIT) in the perioperative management of complex ankle fractures: results of a prospective randomised controlled trial. Journal of orthopaedic surgery and research, 18(1), 159. https://doi.org/10.1186/s13018-023-03587-x
* Der in der Publikation verwendete Begriff "VIT" bezieht sich auf die Unterzeile des Produktlogos des Herstellers "VADOplex® - Vascular Impulse Technology" und auf das Prinzip der Intermittierenden Impulskompression (IIK).
** Verwendung der unveränderten Grafik von Jan S. El Barbari, Marc Schnetzke, Benedict Swartman, Paul A. Grützner und Jochen Franke, auf der Basis von http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Grafik © Rawpixel / Shutterstock.com