Sportverletzungen am Fuß: Interview mit Dr. Eva-Maria Arlt über Diagnostik und Therapie

04. Mär, 2024

Fußverletzungen sind in Deutschland häufig und können durch verschiedene Ursachen wie Sportunfälle, Stolpern oder falsches Schuhwerk ausgelöst werden. Sie reichen von leichten Verstauchungen bis zu komplexen Frakturen. Laut Statistiken gehören Fußverletzungen zu den häufigsten Verletzungsarten im orthopädischen Bereich und erfordern eine differenzierte Herangehensweise zur optimalen Genesung und Prävention von Folgeproblemen. Bei unserer Veranstaltung Medizin&Sport am Gardasee haben wir Dr. Eva-Maria Arlt, Expertin für Fußverletzungen, zu diesem Thema befragt.

Die mit Abstand häufigste Sportverletzung am Fuß ist laut Dr. Arlt die Metatarsalfraktur, die in den meisten Fällen am fünften Mittelfußknochen auftritt. Hierbei ist das typische Verletzungsmuster eine Fußdistorsion, also eine Umknicktrauma über den Fußaußenrand, oder ein direkter Schlag auf den Fuß. Ein solcher Schlag kann z.B. beim Fußball auftreten. Ganz typisch ist aber auch die sogenannte Tänzerfraktur, ein durch Umknicken verursachter Bruch am metatarsalen Schaft.

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Dr. Arlt beschreibt eine weitere sehr häufige Problematik am Fuß, die ca. 10% der Normalbevölkerung mindestens einmal im Leben erleiden, die Plantarfaszitis. Hier handelt es sich nicht um eine Verletzung, sondern um eine Entzündung der Sehnenplatte an der Fußunterseite, die sehr langwierig und schmerzhaft sein kann. Sie kann sowohl bei der Allgemeinbevölkerung als auch bei Sportlerinnen und Sportlern auftreten.

Wie sieht dann die Untersuchung des Fußes typischerweise aus? Dr. Arlt erklärt, dass der Fuß leider oft nicht gründlich genug begutachtet wird. Wichtig ist für Ärztinnen und Ärzte, den Fuß gründlich abzutasten und mit der Anatomie gut vertraut zu sein, denn am Fuß befinden sich auf sehr engem Raum sehr viele Knochen, Muskeln und Sehnen. Wenn man also als Orthopäde nicht fußchirurgisch arbeitet und die Anatomie nicht im Detail präsent hat, ist es lt. Dr. Arlt empfehlenswert, sich im Anatomieatlas nochmal den genauen Sehnenverlauf anzuschauen.

Neben der anatomischen Untersuchung ist es ebenso wichtig, die Patientin oder den Patienten sehr genau über den Unfallhergang zu befragen: Wie genau ist der Unfall passiert, welche Sportart wurde getrieben, und was sind die typischen Bewegungsabläufe bei dieser Sportart?

Auch sollten wichtige Druckpunkte am Fuß, die bei der Diagnostik eine Rolle spielen, untersucht werden, z.B. am Ansatz von Sehnen und in typischen Frakturbereichen. So befindet sich z.B. bei der Jones-Fraktur die Fraktur meistens an der Basis des fünften Mittelfußknochens.

Wenn die Diagnostik abgeschlossen ist und keine Operation angezeigt ist, kann eine konservative Therapie eingeleitet werden. Die Ruhigstellung spielt hier eine essenzielle Rolle, in der Klinik werden dafür z.B. Orthesen verwendet. Je nach Verletzung kann die Ruhigstellung von 2 bis zu 6 Wochen dauern, bei einer Luxationsverletzung auch länger. Des Weiteren können den Patienten, laut Dr. Arlt, bei Bedarf nicht-steroidale Antirheumatika, Stoßwellen-Therapie und andere Therapien helfen.

Welche Art der Orthese ist bei der häufigsten Fußverletzung, der Metatarsal-5-Fraktur, am besten geeignet? Dr. Arlt empfiehlt bei dieser Verletzung eine Ruhigstellung mit einer Orthese mit hohem Schaft, die bis unter das Knie geht. Bei Orthesen mit kurzem Schaft ist die Peroneus-Brevis-Sehne, die an der Basis des 5. Mittelfußknochens ansetzt, ständig unter Zug, sodass der Muskel nicht ruhiggestellt ist. Das kann zu einer sekundären Dislokation führen.

Aber wie stehen die Chancen für eine Rückkehr in den Sport bzw. in den sportlichen Wettbewerb nach solch einer schweren Fußverletzung? Dr. Arlt bestätigt, dass dies möglich ist, allerdings habe sich gezeigt, dass operativ behandelte Patientinnen und Patienten langfristig bessere Ergebnisse zeigen als konservativ behandelte. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass die Heilung seine Zeit braucht, insbesondere bei Leistungssportlern, die hohen Belastungen ausgesetzt sind. Die meisten von ihnen können erst nach 12 Wochen ins Training zurückkehren.

Wir bedanken uns bei Dr. Eva-Maria Arlt, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, für dieses Interview!

 

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